Burnout als Krankheit - Volkskrankheit oder Modeerscheinung?
Darüber wurde in der Vergangenheit kontrovers diskutiert. Auch die WHO sah in ihrem internationalen Diagnoseklassifikationssystem (International Classification of Diseases, ICD) Burnout bisher nur als einen "den Gesundheitszustand beeinflussenden Faktor".
Dies hat sich mit der seit dem 01.01.2022 gültigen Neuauflage des ICD, dem ICD-11 geändert.
Im ICD-11 wird das Burnout-Syndrom mit einem eigenständigen Diagnoseschlüssel geführt.
Dort heißt es (QD85):
"Burnout ist ein Syndrom, das als Folge von chronischem Stress am
Arbeitsplatz konzeptualisiert wird, der nicht erfolgreich bewältigt
wurde. Es ist durch drei Dimensionen gekennzeichnet: 1) Gefühle der Energieerschöpfung oder Erschöpfung 2) Erhöhte mentale Distanz zur Arbeit oder Gefühle von Negativismus oder Zynismus in Bezug auf die Arbeit 3) Ein Gefühl der Ineffektivität und des Mangels an Leistung. Burnout bezieht sich speziell auf Phänomene im beruflichen Kontext und sollte nicht zur Beschreibung von Erfahrungen in anderen Lebensbereichen verwendet werden." |
Dass diese sehr eingegrenzte Formulierung wieder neue Fragen aufwirft wie: "Kann man als Angehörige(r) durch die häusliche Pflege eines Verwandten nicht ausbrennen, oder als Schüler oder Studentin angesichts des eigenen oder geforderten Leistungsanspruchs?"
Aber das steht auf einem anderen Blatt und würde an dieser Stelle zu weit führen.
Und so werden Fachärzte und Therapeuten beim Befund der klassischen Burnout Symptome auch künftig ggf. auf alternative Diagnosen ausweichen müssen - etwa "Anpassungsstörung" (ICD 6B43), "Fatigue" (ICD MD22), "depressive Episode" (ICD 6A70), etc., etc..
In den vergangenen Jahren der Begriff "Burnout" enorm an Popularität gewonnen. Die Frage lautet: Muss man sich nun Sorgen machen? Oder wird hier ein Phänomen nur künstlich aufgeblasen?
Egal, ob es um Stress am Arbeitsplatz und Stressbewältigung geht, um chronische Überlastung und Work Life Balance, um Mobbing und den Umgang mit Konflikten: Selten wird die Gelegenheit ausgelassen, auf das Burnout Syndrom hinzuweisen.
Zugegeben: Nicht ganz zu unrecht. Chronischer Stress, Überlastung, Mobbing, andauernde Konflikte, Perspektivlosigkeit und vieles mehr können tatsächlich zu einem Ausbrennen führen! Allerdings vernebelt dieser allzu inflationäre Gebrauch des Begriffs die Sicht auf die eigentliche Problemlage!
Kritiker, die über die "Modekrankheit Burnout" die Nase rümpfen, haben nicht ganz unrecht: "Burnout" ist populär. Ob kleines Formtief oder temporäre Niedergeschlagenheit: Nahezu alles wird heute umgangssprachlich mit dem Etikett "Burnout-Syndrom" versehen. Dabei wird dieser Gebrauch dem "echten" Burnout-Syndrom in keiner Weise gerecht.
Ja,"Burnout" ist ein relativ neuer Begriff - allerdings steckt dahinter ein altes Phänomen - und ein ernst zu nehmender Zustand!
Das tatsächliche Burnout Syndrom ist weit mehr als ein vorübergehender Zustand der Erschöpfung, der sich mit ein paar oberflächlichen Tipps und Ratschlägen gegen das Ausbrennen beheben lässt.
Die eigentliche Ursache für das Burnout Syndrom liegt meist viel tiefer als gemeinhin angenommen. Die Zusammenhänge sind meist komplizierter als sie im ersten Moment scheinen. Und die Symptome lassen sich oft nur schwer von den Symptomen einer "klassischen", nicht auf Überarbeitung zurückzuführenden Depression unterscheiden.
Wir haben es also beim Burnout Syndrom mit einer ernstzunehmenden Erkrankung zu
tun (auch wenn diese noch nicht eigenständig als Krankheit bei der WHO gelistet ist)!
Lesen Sie im Folgenden, an welchen Symptomen Sie das Burnout Syndrom erkennen und welche Maßnahmen zur Intervention Sie ergreifen können. Durch eine rechtzeitige und fachgerechte Behandlung haben Sie alle Chancen, ein Ausbrennen zu vermeiden!
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Der "Stern" im Interview mit Frank Berndt [weiter]
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